Menschen verbinden - promitto Gespräche in bewegten Zeiten


„Neue Perspektiven, bringen neue Gedanken! Neue Gedanken, bringen neue Perspektiven!“

Geprägt von diesem Ausspruch entdecken wir im Gespräch mit Menschen aus unserem Netzwerk und KundInnenkreis hilfreiche Antworten zu Fragen, die uns gerade besonders beschäftigen.

Menschen verbinden –
Gespräch mit Claus Lamm

Unser erstes Gespräch führen wir mit Claus Lamm. Claus Lamm ist Professor für Soziale, Kognitive und Affektive Neurowissenschaften an der Universität Wien.


Wie geht es dir?

Eigentlich gut. Ich finde jede Krise ist auch eine Chance, und nachdem diese hier mit mehr Zeit zu Hause und Entschleunigung verbunden ist, kommt mir das gar nicht mal so ungelegen. Trotzdem ist es natürlich eine Belastung „für die Nerven“, v.a. weil man ja nicht sagen kann, wie gut das jetzt alles wirkt. Zudem hab ich niemanden im direkten Umfeld der oder die betroffen ist, ich hoffe das bleibt so. Aber wie sagt man: zuviel gefürchtet ist auch gestorben.

Was ist eigentlich Angst?

Eine meist sinnvolle Reaktion des Organismus, um mit einer Bedrohung umzugehen. In der Psychologie als Wissenschaft wird zwischen Angst und Furcht unterschieden. Furcht bezieht sich auf etwas Konkretes, während Angst oft auch sehr diffus und ungerichtet sein kann. Die große Kunst ist daher häufig, Angst in Furcht umzuwandeln, weil mit einem/einer konkreten „Gegner/in“ können wir eigentlich viel besser umgehen als mit einem diffusen „jetzt passiert gleich was Schlimmes“. Also „fürchtet Euch nicht“ sollte es eigentlich nicht heißen, sondern eher „ängstigt euch nicht“.

Hilft Singen gegen Angst?

Eindeutig ja, sieht man ja derzeit in Italien, wo sie sich über die Balkone zusingen. Wobei wie dieses Video aus Wien zeigt, funktioniert das vielleicht wirklich nur dort so gut 😉 https://twitter.com/i/status/1239247973575507968
Nein im Ernst – gegen Angst hilft eigentlich alles, was in die Anspannung Lockerheit bringt. Und manche werden scheint es locker wenn andere schön singen, andere wenn sie darauf mit Grant reagieren können.

Braucht der Mensch Sozialkontakt?

Der Mensch vielleicht nicht, einige halten es auch ohne aus (Schlag nach bei den diversen EinsiedlerInnen), aber der Großteil von uns braucht sozialen Austausch. Und während dabei Körperkontakt oft eine bedeutende Rolle spielt, zeigen Studien des Evolutionsbiologen Robin Dunbar von der Oxford University, dass Skype bzw. Videotelefonie – weil dort eben auch viel Emotion spürbar wird, in Gesichtsausdruck und Sprache – am besten ist, um digital in Kontakt zu bleiben. Also nicht nur Messengern und Facebooken, sondern einfach immer wieder mal kurz durchrufen bei Freunden und Familie, dann wird einem auch die Zeit nicht so lang.

Vielen Dank für deine Gedanken!