Menschen verbinden - promitto Dialoge

Menschen verbinden –
Dialog mit Barbara Schober

Unser drittes Gespräch führen wir mit Barbara Schober. Barbara Schober ist Professorin für Psychologische Bildungs- und Transferforschung sowie Dekanin der Psychologischen Fakultät an der Universität Wien.


Wie geht es dir?

Ich bin einerseits durchaus irritiert und komme mit der Einschränkung meiner Handlungsmöglichkeiten nicht immer so gut zurecht. In kürzester Zeit wird so vieles in Frage gestellt was unser Alltagsleben ausmacht und uns bisher völlig selbstverständlich schien. Andererseits merke ich, dass wir irgendwie zurecht kommen, dass die Dinge weitergehen, wenn auch anders. Wir bleiben in Kontakt und der ist bisweilen jetzt viel persönlicher und zum Teil wirklich spannend anders als sonst. Und wenn man genau schaut, eröffnet das alles auch neue Handlungsspielräume und die Chance, mal einiges anders zu machen.

Wieso machen so viele Menschen Witze über die Situation und Corona?

Weil Humor und Lachen immer dann besonders wichtig sind, wenn es uns eher nicht so gut geht. Wir würden es psychisch nur ganz schlecht aushalten immer nur die Angst und die Bedrohung zu sehen. Humor schafft Distanz zur Angst und hilft uns, die Machtlosigkeit zu reduzieren, die wir in Verbindung mit Corona derzeit empfinden. Wenn wir über Dinge lachen, entspannen wir uns und teilen mit anderen positive Emotionen. Das erweitert unser Blickfeld, Angst hingegen macht es eng.

Sind unsere Kinder jetzt alle traumatisiert?

Einige aufgrund individuell schwieriger Bedingungen vermutlich leider ja. Aber für die meisten unserer Kinder würde ich sagen: Kinder haben viele Ressourcen sich anzupassen und sie erleben jetzt, dass auch alles ganz anders sein kann. Daran kann man wachsen. Und z.B. mal Unsicherheit oder Langeweile zu erleben, echt aushalten zu müssen und vielleicht auch zu überwinden bringt uns in unserer Entwicklung und psychischen Widerstandskraft enorm weiter. Es hängt viel von uns Eltern ab, ob es uns gelingt, die Situation für sie und mit ihnen zu nutzen und zu sehen, was man alles doch gut aushalten und dabei lernen und ausprobieren kann – womit ich nicht sage, dass das immer leicht fällt.

Vielen Dank für deine Gedanken!